Workshops 2009

Workshopprogramm
Programmheft downloaden

Freitag
16 Uhr: Gruppe Schöner Leben
Göttingen –
„Genderwaschanlage. X-behaviour
workshop für ‚Männer'“

16-19 Uhr: BG Kunstgeschichte
– „“Wer zum Teufel ist eigentlich
dieseR Stan Zill?“
Workshop zur kreativen
Stadtverschönerung“

16 Uhr: Stefanie Lohaus
– „Popfeminismus“

17 Uhr: Gruppe Schöner Leben
Göttingen –
„Genderwaschanlage. X-behaviour
workshop für ‚Frauen'“

19 Uhr: Podiumsdiskussion
„Hot Topic. Pop, Gender und
die Aktualität
feministischer Popkritik“

18 Uhr: Olliver Lauenstein
– „Oh Deutschland, bleiche Mutter!
oder Haben Nationen ein Geschlecht?“

20 Uhr: Martin Büsser
– „Emos are gay?!“

Samstag

14 Uhr: 180° – „Gendertheorien
– Einführung in Grundbegriffe zur Kritik
von Geschlechterverhältnissen“

14 Uhr: Jürgen Albohn –
Einführungsworkshop (Vortrag und Diskussion)
zu Entstehung, Bedeutung und Struktur von
Nation und Nationalstaat

14 Uhr: Heinz Voß – „Kein
Geschlecht oder viele – warum es biologisch
„Frau“ und „Mann“ nicht gibt.“

16 Uhr: Gruppe Schöner Leben
Göttingen –
„Genderwaschanlage. X-behaviour
workshop für ‚Männer'“

16 Uhr: Peter Samol
– „Ursachen der Wirtschaftskrise“

16 Uhr: Juana Remus –
„Rechtliche Aspekte der ‚Intersexualität'“

17 Uhr: KonsuMensch –
Einmal Nachhaltigkeit in XS. Jeans: Produktion,
Konsum und Welthandel ??

18 Uhr: Medizinische
Flüchtlingshilfe – „Flucht nach Europa“

19 Uhr: Podiumsdiskussion
„Pop in der Krise. Regression und kulturelle
Gleichschaltung in der Phase des
nachbürgerlichen Kapitalismus“

20 Uhr: Sarah Diehl –
„Abortion Democracy Poland/South Africa.
Film und Diskussion“

21 Uhr: Roger Behrens –
„Eros, Pop und Politik“

Gruppe Schöner Leben Göttingen: Genderwaschanlage. X-behaviour workshops für ‚Frauen‘ und ‚Männer'“
für ‚Frauen‘ Freitag, 17 Uhr; für ‚Männer‘ Freitag, 16 Uhr und Samstag 16 Uhr

Täglich „machen wir unser Geschlecht“ meist unbewusst, unter anderem durch Körperhaltungen. Wie das läuft, soll im Workshop anhand von Bildern besprochen und durch Ausprobieren bewußt gemacht werden um es einer veränderten Praxis zugänglich zu machen.

BG Kunstgeschichte: „Wer zum Teufel ist eigentlich dieseR Stan Zill?“
Workshop zur kreativen Stadtverschönerung

Freitag, 16-19 Uhr

Street Art erfreute sich in den vergangenen Jahren weltweit wachsender Beliebtheit. Und auch das kosmopolitische Kleinstädtchen Göttingen verschließt sich nicht dieser subversiven Bewegung.
Ob als Instrument zur Meinungsäußerung oder zum Ausdruck der individuellen Kreativität – Street Art kann von JEFRAU/JEMANN für sich genutzt werden. So ist es nicht verwunderlich, dass sich im Laufe der Zeit eine eigene Ikonographie entwickelt hat.
Im Workshop wollen wir mit euch über den Symbolgehalt und die Wirkungsweise dieser Motive diskutieren und euch Platz für die kreative Umsetzung eurer Ideen geben. Für Materialien zum Malen, Sprayen, Kleben, Kleistern, Zeichnen und Austoben ist gesorgt.
Wir freuen uns auf euch!

Stefanie Lohaus: Popfeminismus
Freitag, 16 Uhr

Geschlecht ist eine der zentralen Kategorien im Diskurs der Popkultur. Geschlechtliche Identitäten werden im Fokus der Öffentlichkeit zelebriert, ausgenutzt, aber auch parodiert. Doch auf eine sexistische Bilderwelt der Unterhaltungsmedien zu schimpfen, greift zu kurz. Denn dem Feminismus ist es (glücklicherweise) bisher immer wieder gelungen, Populärkultur in seinem Sinne zu instrumentalisieren und seine Anliegen weiter bekannt zu machen. Wie lässt sich die feministische Analyse popkultureller Produktion auf der einen Seite, aber auch Pop als Möglichkeitsraum feministischen Widerstands, der wiederum Popkultur angreift, auf der anderen Seite, zusammenbringen. Stefanie Lohaus, Journalistin und Redakteurin des Missy Magazines, gibt in ihrem Vortrag sowohl einen Einblick darin, wie KünstlerInnen versuchen, einen Gegendiskurs zu schaffen, in dem sie unseren heteronormativen Blick durch Subversion verunsichern, als auch, wie sich solche Subversionen im journalistischen Popdiskurs setzen lassen.

Podiumsdiskussion „Hot Topic. Pop, Gender und die Aktualität feministischer Popkritik“
Freitag, 18 Uhr

Deutschland hat eine Kanzlerin, „Feuchtgebiete“ von Charlotte Roche ist monatelang auf Platz eins der Büchercharts und die Alphamädchen bringen Karriere, Familie und Spaß unter einen Hut. Alles knorke, könnte man doch meinen. Der Feminismus hat seine Ziele erreicht. Frauen sind in männlich verteidigte Domänen innerhalb der Kultur eingedrungen.
Doch Mackerverhalten und sexistische Anmachen und Zuschreibungen dominieren immer noch weite Bereiche. Popkultur ist immer noch „Malestream“. Künstlerinnen müssen sich oft doppelt für ihr Tun rechtfertigen, einmal als Künstlerinnen und einmal als Frauen, während Männer nie gefragt werden, wie sich sich als Mann auf der Bühne so fühlen, ob ihnen ihre Männlichkeit wichtig ist oder ob sie damit schon mal Probleme gehabt haben. Aber nicht nur Frauen sind in der populären Kultur noch immer marginalisiert und müssen sich bestimmten, ihnen zugeschriebenen Rollen einfügen, um Erfolg zu haben. Auch SchwuLesBische und queere Künstler*Innen haben mit Anfeindungen zu kämpfen. Uneindeutigkeit und Androgynität werden im öffentlichen Diskurs marginalisiert, als pervers diskriminiert oder um so gewaltsamer in die heteronormativen Kategorien von Mann und Frau gepresst. Die Mitglieder der Popgruppe Tokio Hotel müssen sich für ihr androgynes Auftreten rechtfertigen und gleichzeitig ein um so männlicheres Verhalten gegenüber Fans und Presse an den Tag legen. Entspannt ist das nicht.
Feministische Kritik an und Intervention in die Popkultur ist damit aktueller denn je. Die heteronormative Matrix gehört zerlöchert und kleingehauen.
Es diskutieren Stefanie Lohaus, Martin Büsser, auftretende Künstler*innen und Vertreter*Innen des Antifeeplenums

Olliver Lauenstein: „Oh Deutschland, bleiche Mutter! oder Haben Nationen ein Geschlecht?“
Freitag 18 Uhr

Gender und Nation sind viel diskutierte Konstrukte, aber wie verhalten sie sich eigentlich zueinander? Im Rahmen dieses Vortrages soll vor dem Hintergrund feministischer Theorie ein Überblick über die Vergeschlechtlichung von Nation und die Nationalisierung von Geschlecht geboten werden, insbesondere mit Ausblick auf die Funktion dieser Verknüpfungen Im Rahmen internationale Konflikte und Kriege. Vor diesem Hintergrund soll in der anschließenden Diskussion die Möglichkeit geboten werden Gedanken zu antisexistischer und antinationalistischer Politik zu entwickeln.

Martin Büsser: Emos are gay?!
Freitag 19 Uhr

Kaum eine Jugendbewegung ist so vielen Anfeindungen ausgesetzt wie die der Emos. Die Gründe hierfür sind meistens homophob: In Internet-Foren werden Emos als verweichlichte Schwuchteln beschimpft. Woher kommt dieser Hass? Und wer sind überhaupt »die Emos«, über die da pauschal geurteilt wird?
Martin Büsser gibt einen Einblick in die weit verzweigte Emo-Geschichte, die einmal als Subszene der Hardcore-Bewegung entstanden ist. Dabei geht er auch der Frage nach, wie es um die Geschlechterverhältnisse in der Punk- und Hardcore-Szene bestellt ist.

Gruppe 180°: Gendertheorien – Einführung in Grundbegriffe zur Kritik von Geschlechterverhältnissen
Samstag, 14 Uhr
Die Kategorie „Geschlecht“ und die Normierung von Sexualität stellen zentrale Herrschaftsstrukturen der modernen bürgerlichen Gesellschaft dar. Mit der Herausbildung dieses modernen Geschlechterverhältnisses traten auch dessen Kritiker_innen auf den Plan. Die Debatten um Patriarchat, Geschlecht und Sexualität wollen wir ausgehend von den ersten modernen Frauen- und Homosexuellenbewegungen des 19ten/Anfang des 20ten Jahrhunderts, über deren Veränderungen seit dem Auftreten der „neuen sozialen Bewegungen“ bis zu Inter-, Trans- und Queerbewegungen grob nachzeichnen.

Über die Frage danach, wie „Geschlecht“ verstanden wurde und woran die Kritik ansetzte, möchten wir uns den grundlegenden Begriffen nähern, die in zeitgenössischen queeren/feministischen Debatten diskutiert werden. Einen weiteren Schwerpunkt wollen wir auf die Frage legen, wie Geschlecht mit anderen Herrschaftsverhältnissen verschränkt und auf verschiedene Weise mit diesen und der bürgerlichen Gesellschaft insgesamt zusammengedacht wurde/wird. Der Begriff von „Geschlecht“ ist dabei zentral für das Verständnis von der bürgerlichen Gesellschaft, die, so eine zentrale These, ohne „Geschlecht“ nicht angemessen verstanden werden kann.

Die Veranstaltung versteht sich als Einführung in zentrale Begriffe queer_feministischer Debatten und möchte einen Schwerpunkt auf die Frage legen, wie aktuell diskutierte Begriffe zustande gekommen sind und welches Gesellschaftsverständnis sich darin jeweils wiederfindet.

Jürgen Albohn – Einführungsworkshop (Vortrag und Diskussion) zu Entstehung, Bedeutung und Struktur von Nation und Nationalstaat
Samstag, 14 Uhr

Heinz Voß: Kein Geschlecht oder viele – warum es biologisch „Frau“ und „Mann“ nicht gibt.
Samstag, 14 Uhr

„Geschlecht ist gemacht.“ Dies gilt selbstverständlich auch für „sex“, das biologische Geschlecht. Zum Einen: Biologische Geschlechtertheorien über Geschlecht änderten sich historisch. Zum Anderen: In aktuellen biologischen Theorien der Geschlechtsentwicklung zeigen sich mittlerweile viele, individuelle Geschlechter, – und das obgleich die Biologie lange nach einer eindeutigen Abfolge von Schritten entweder „weiblichen“ oder „männlichen“ Geschlechts suchte. Eindeutiges „weibliches“ oder „männliches“ Geschlecht war nicht auffindbar, weil viele Faktoren an der Geschlechtsentwicklung beteiligt sind. Diese Faktoren wirken komplex, zusammen, sind als Prozesse verstehbar – und so werden sie auch erst durch Betrachtung von Entwicklungs- und Differenzierungsprozessen erklärlich, nicht aber durch den mittlerweile „religiös“ gewordenen „Glauben an Chromosomen und Gene“. Eine biologische Kritik an biologischen Theorien der Geschlechtsentwicklung.

Peter Samol: Ursachen der Wirtschaftskrise
Samstag, 16 Uhr

Allenthalben wird behauptet, der Ursprung der Krise läge im Finanzsektor. In Wirklichkeit liegt ihr ein basaler Widerspruch der kapitalistischen Wirtschaftsordnung zu Grunde. In dieser hat nämlich nur Anspruch auf einen Anteil am gesellschaftlichen Gesamtprodukt, wer zu seiner Herstellung beigetragen, sprich gearbeitet hat. Dabei werden die Arbeitsmöglichkeiten faktisch immer weniger. Die Folge ist eine wachsende Lücke zwischen Warenangebot und Nachfrage. Gleichzeitig sammelt sich immer mehr Kapital an, das keine Anlagemöglichkeiten mehr vorfindet. Der Finanzsektor tat dabei das, was seine Aufgabe ist, nämlich überschüssiges Geld weiterzureichen. So konnten viele Menschen ihren Konsum auf Pump finanzieren und ganze Industrien am Leben gehalten, die sonst Pleite gegangen wären. Die Folge war ein Krisenaufschub, der mit einer wachsenden Finanzblase einher ging. Jetzt ist die Blase geplatzt und das lange aufgestaute Krisenpotenzial tritt zu Tage.

Juana Remus: Rechtliche Aspekte der „Intersexualität“
Samstag, 16 Uhr

Zunächst möchte die Referentin die juristische Grundlagen der personenstandrechtlichen Geschlechtszuordnung erarbeiten und diskutieren, welche politische Forderungen sich am emanzipatorischsten erweist auf dem Weg „intersexuelle“ Minderjährige, aber auch anderen nicht in das binäre Geschlechtersystem passende Menschen, als Rechtssubjekt sichtbar zu machen. Dazu werden gemeinsam jene Gerichtsurteile analysiert, die bisher Geschlecht aus einer juristischen Perspektive beleuchtet haben.
Auf der anderen konkreteren Ebene wird es darum gehen, inwieweit medizinische Maßnahmen an „intersexuellen“ Kindern rechtmäßig sind und welche Möglichkeiten beständen, das Selbstbestimmungsrecht und die körperliche Integrität dieser umfassend zu schützen.
Der Workshop richtet sich EXPLIZIET nicht nur an Jurist_innen, vielmehr soll das Recht als normatives und regulatives System eben auch für andere Personen sichtbar und durchschaubar werden.

KonsuMensch:Einmal Nachhaltigkeit in XS – Jeans: Produktion, Konsum und Welthandel
Samstag, 17 Uhr

***Wer hat bitte nicht mehr gebrauchte, aber noch gut erhaltene Klamotten?Mitbringen! ***

Eine Jeans ist ein besonderes Kleidungsstück- bis sie bei uns ankommt hat sie schon einige tausend Kilometer auf dem Buckel und so hier und dort soziale und ökologische Fußstapfen hinterlassen. Sie steht beispielhaft für die Irrwege des Welthandels, bedingt durch das derzeitige Wirtschaftssystem. Wir werden der Frage nachgehen, ob fairer Konsum die Probleme lindern kann und wie z.B in Göttingen ein nachhaltiger Warenkreislauf aussehen könnte. Anschließend gibt es einen Kleidertausch zum neu einkleiden und Altes loswerden.

Medizinische Flüchtlingshilfe: „Flucht nach Europa. Vortrag und Film“
Samstag, 18 Uhr

Migration, „illegale“ Einwanderung und Missachtung der Menschenrechte von Asylsuchenden haben einen dramatischen (Höhe-)Punkt erreicht. Wir möchten in einem kurzen Vortrag aufzeigen welche Möglichkeiten und Grenzen unsere Arbeit hat, welche Faktoren dazuführen, dass Menschen Ihre Heimat verlassen, insbesondere welche Rolle die westliche Wirtschaft spielen kann und exemplarisch wie die sogenannten Länder der Dritten Welt weiterhin in Abhängigkeit und Perspektivlosigkeit gehalten werden.
Im Anschluß zeigen wir noch einen Film von Leona Goldstein „Au claire de la lune“. Im Film bereist die Autorin Burkina Faso, die Elfenbeinküste, Mali und die europäische Südgrenze Marokko/Spanien. Sie befragt abgeschobene Flüchtlinge, Menschenrechtsaktivisten, oppositionelle Politiker und Künstler nach ihren Visionen zu „Utopia Europa“, Chancen und globalem Gleichgewicht.

Podiumsdiskussion: „Pop in der Krise. Regression und kulturelle Gleichschaltung in der Phase des nachbürgerlichen Kapitalismus“
Samstag, 19 Uhr

Nicht nur die kapitalistische Wirtschaft befindet sich im Niedergang, auch in der Popkultur zeichnen sich seit einigen Jahren Krisenprozesse ab. Profite von Medienunternehmen und Autobauern geraten unter Druck, während die ideologische Verarbeitung der Krise auf vollen Touren läuft. Der Niedergang der Wirtschaft wird popkulturell begleitet von einem munteren Potpourri aus Kraft-durch-Freude-Optimismus, einer Renaissance höchst fragwürdiger „Werte“ und dem zur Show aufegepopten Zwang zur ständigen Selbstmobilisierung. Dabei macht sich auf allen Kanälen eine Belanglosigkeit und Blödigkeit breit, die ihres gleichen vielleicht noch im schlagerseeligen Muff der 50er und 60er Jahre findet.
Gleichzeitig ist die Kritik auf den Hund gekommen. Nicht der Kapitalismus und seine Funktionsmechanismen werden für die Krise verantwortlich gemacht, sondern die unersättliche Gier einiger Weniger, denen nun durch autoritäre Staatsmaßnahmen Einhalt geboten werden soll. Und statt einer fundierten Analyse dessen, was in der Popkultur passiert und sich in den Produkten niederschlägt, kriegt man in den landläufigen Popjournalen die Gebrauchs- und Kaufanweisungen der Musikindustrie noch einmal angedreht. Pop, so scheint es, ist nicht mehr der Sound der Rebellion, sondern klingt in vielen Bereichen mittlerweile eher als Sound der Regression.
Wie sieht der Zusammenhang zwischen kapitalistischer Krise und Regression in der Popkultur aus? Wie ist es um die subversive Kraft des Konzepts Pop bestellt? Wie müsste eine adäquate Kritik popkultureller Produkte aussehen?
Es diskutieren Sarah Diehl, Roger Behrens, Peter Samol und Vertreter*Innen des Antifeeplenums.

Sarah Diehl: Abortion Democracy Poland/South Africa. Film und Diskussion
Samstag, 20 Uhr

Mit ihrem Film „abortion democracy“ wirft die Berliner Autorin und Filmemacherin Sarah Diehl einen Blick auf die Veränderungen im Abtreibungsrecht in Polen und Südafrika und untersucht die Auswirkungen, die diese Gesetze auf das Leben von Frauen in diesen Ländern haben. Während in Polen unter der Solidarnosc Regierung zu Beginn der 90er Jahre durch den Einfluss der katholischen Kirche Abtreibung verboten wurde, wurden sie im gleichen Zeitraum in Südafrika im Zuge der Reformation des Gesundheitssystems legalisiert. Trotzdem ist es in Südafrika aber immer noch schwierig für Frauen, Zugang zu Informationen und sicheren Eingriffen zu bekommen, weil die Mentalität des Gesundheitspersonals in den Krankenhäusern nach wie vor konservativ und wertend ist und die Gesundheitsversorgung allgemein sehr schlecht ist.

Trotz des Abtreibungsverbots ist in Polen der Zugang zu illegalen Abtreibungsmöglichkeiten zwar relativ gut. Die gesellschaftliche Stigmatisierung und die ökonomische Ausbeutung von Frauen, die sich trotzdem für eine Abtreibung entscheiden, nimmt aber immer mehr zu. Die internationalen Zahlen zeigen, dass Illegalisierung nicht dazu führt, dass weniger abgetrieben wird, denn der soziale und ökonomische Druck einer ungewollten Schwangerschaft ist zu groß. Es bedeutet nur, dass mehr Frauen bei illegalen Abtreibungen ihr Leben riskieren und finanziell ausgebeutet werden. Laut der WHO stirbt alle sieben Minuten eine Frau an den Folgen einer illegalen Abtreibung.

Nur ein fundamentaler Wandel der Einstellung zu Abtreibung und Verhütung kann sicherstellen, dass Frauen tatsächlich die Möglichkeit haben, sich für oder gegen eine Schwangerschaft zu entscheiden. Wenn Ärzte sich aus moralischen Gründen weigern, den Eingriff durchzuführen oder die Pille herauszugeben, hilft auch eine gesetzliche Legalität des Abbruchs nicht.

www.abortion-democracy.de

Roger Behrens: Eros, Pop und Politik
Samstag, 21 Uhr

Im zwanzigsten Jahrhundert wurde immer wieder versucht, eine Politik des Eros gegen die Politik der Nation, des Nationalismus und Militarismus einzusetzen. Was sich in den sechziger Jahren im »Make Love – Not War« artikuliert, geht dabei auf die merkwürdige Kongruenz von Liebe und Staat zurück und verweist auf die Urgeschichte der bürgerlichen Gesellschaft (Romeo & Julia, Amor & Psyche etc.). – Gleichzeitig sind in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts Eros und Politik eine gefährliche Verbindung eingegangen: Der Eros wurde unterdrückt durch die Sexualisierung der Politik (Walter Benjamin nannte das Ästhetisierung der Politik). Diese Sexualisierung betrifft nicht nur das Geschlecht (in diesem Zirkelschluss verfängt sich Poststrukturalismus und Gender-Theorie …), sonder geht viel allgemeiner auf den Körper, auf körperliche Praxis (Adorno spricht vom somatischen Impuls), auf eine erotische Anti-Politik. Mit der Ausweitung der Popkultur ist auch die Linke weitestgehend von der Sexualisierung erfasst worden; Eros und Liebe können nicht anders als auf das Geschlechtsleben, auf das Sexuelle bezogen gedacht werden.
Allerdings hat es andere Versuche gegeben, den Eros zu verteidigen – immer gegen die Nation, und immer gegen das Zur-Ware-Werden des Menschen. An sehr unterschiedlichen Beispielen soll versucht werden, im zwanzigsten Jahrhundert eine unterirdische Geschichte einer Politik des Eros freizulegen.

Workshops der letzten Jahre:

2008
Genderwaschanlage
Machtphantasie Deutschland – Eine Einführung zu Nationalismus und Nation
Theorie und Praxis feministischer Bewegungen
Heterosexistsche Normpositionierung in der aktuellen Medienlandschaft
Feldforschung und Lernfeld zur kreativ-subversiven Gestaltung vonLaternenpfälen

2007
Gegen Nation und Entrechtung – Workshop zur medizinischen Versorgung von Menschen ohne Papiere
Mehr werden?! – Die Linke zwischen Populismus und reiner Lehre
Mathe, Deutsch, Chemie, Sexismus – der geheime Lehrplan: Workshop zu Sexismus in der Schule und Hochschule
ETA – Was steckt hinter der „Freiheit“ im Baskenland?
Umgang mit sexueller Gewalt – wie kann konkrete Unterstützungsarbeit aussehen?
Grrrl Zines A Go-Go! Ein kollaborativer Grrrl Zine Workshop
Genderwaschanlage – X-Behaviour Workshop