Workshops 2010

Antifee für die Hosentasche: der Festivalspielplan von Monsters of Göttingen

Freitag

Eileen M. Hayes: „Sounds of Black in the Rainbow Flag:“ Negotiating Race, Gender, and Sexual Identities at a Lesbian Music Festival
Gruppe 180°: Einführung in den Feminismus und die Kritik an den Geschlechterverhältnissen
Katharina Wesenick: prekär, befristet, unterbezahlt, austauschbar!? Die Situation von Frauen im Niedriglohnsektor
AG „Shoah im Spielfilm“ und OLAfA: Die Shoah im Spielfilm
Ausstellung: Geschichte der Homosexuellenbewegung in der BRD
StadtRadio Göttingen: Radio machen!
Jürgen Albohn: Entstehung, Bedeutung und Struktur von Nationalstaaten
Film: Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt
Buchvorstellung: „Gemachte Differenz – Kontinuitäten biologischer »Rasse«-Konzepte“

Samstag
Schon wieder Zossen?! Nazis in der Provinz und Strategien dagegen
Ausstellung: Geschichte der Homosexuellenbewegung in der BRD
StadtRadio Göttingen: Radio machen!
Roger Behrens: Das Spektakel der gekränkten Narzissten
Antifa Neukölln: Antifa & Männlichkeit
Film: Tote Schwule – Lebende Lesben
Benjamin Fuchs: Geschlecht und Nationalismus im Fußball
Kritik im Handgemenge: Die sexuelle Revolution der 68er, ihre Folgen und ihre Kritiker
Helene Bucholz: Queer vs. Differenzfeminismus? Zum Generationenkonflikt der Frauenbewegung
Michael Barthel: Antisemitismus in der DDR und die Linke

„Sounds of Black in the Rainbow Flag:“ Negotiating Race, Gender, and Sexual Identities at a Lesbian Music Festival
Join us for a discussion of gender, race, and sexual identity in music performance and the process of reception. Eileen M. Hayes, an African American ethnomusicologist, will facilitate the discussion based on her
research into black women’s experiences in „women’s music,“ a lesbian music scene that emerged in the U.S. in the 1970s. Hayes will read passages from her recently published book, Songs in Black and Lavender (University of Illinois 2010). This workshop promises to be both entertaining and informative with attendees playing a major role.
Freitag, 17 Uhr, Workshopzelt B

Schon wieder Zossen?! Nazis in der Provinz und Strategien dagegen.
Wie kann aufm Dorf eine alternative Kultur gefördert werden? Wie kann der Mut steigen, sich gegen Ungerechtigkeiten zu wehren? Zossen, eine kleine Stadt bei Berlin, ist zu einem Tummelplatz von Nazis geworden. Sie drohten lokalen Antifaschist_innen mit Mord, beschädigten deren Häuser und störten wiederholt antifaschistische Gedenkkundgebungen mit antisemitischen und nationalsozialistischen Parolen. Selbst vor Brandanschlägen schrecken sie nicht zurück – in der Nacht vom 22. auf den 23. Januar 2010 brannten sie das Zossener Haus der Demokratie nieder.
In Zossen setzen wir dem am 12. und 13. Juni ein antifaschistisches Aktionswochenende entgegen, mit Demo, Camp, Infoveranstaltungen (u.a. Rolf Gössner) und Konzert (u.a. Turbostaat). Das Wochenende soll die Vernetzung von Leuten verbessern, die sich gegen Sexismus, Rassismus und Kapitalismus engagieren und eine widerständige Kultur in der Region fördern.
Das kann nur ein Anfang sein. In der Veranstaltung können wir uns über Strategien zur Förderung linker Politik in Kleinstädten austauschen. www.linker-flaeming.de.vu
Samstag, 20 Uhr, Workshopzelt A

Gruppe 180°: Einführung in den Feminismus und die Kritik an den Geschlechterverhältnissen
Heute können Frauen, Schwule und Lesben scheinbar problemlos studieren, Talkshows moderieren und Kanzlerin oder Bürgermeister_innen werden. Feminismus, wozu soll denn das heute noch gut sein? Gehören Alice Schwarzer und die EMMA nicht schon längst zum ‚Alten Eisen‘?! Und was bitteschön versteht man unter „Patriarchat“? Ist es nicht nun mal Fakt, dass es Männer und Frauen gibt und dass das wichtig ist wegen der Fortpflanzung? Zeigt uns das nicht spätestens die neueste biologische Forschung? Nun, Frauen verdienen im Schnitt 22% weniger als Männer und verrichten weltweit 2/3 aller Arbeit. Nur 1% des weltweiten Eigentums gehört Frauen. „Du schwule Sau“ gilt immer noch als
schlimmste Beleidigung unter Männern. Mindestens 58% aller Frauen in Deutschland haben sexuelle Belästigung erfahren.
Anscheinend lohnt es ja doch, noch einmal genauer hinzuschauen: Spätestens die Queere Bewegung hat darüber hinaus darauf aufmerksam gemacht, dass der Zwang, sich als ‚Frau‘ oder ‚Mann‘ bewegen, kleiden, denken, verhalten zu müssen, ganz und gar nichts Natürliches ist. Im Gegenteil: Er schränkt uns jeden Tag ein und schnürt und die Luft zur freien Entfaltung. Über die Theorie und Praxis der Frauen- und Homosexuellenbewegung von den Anfängen bis heute versuchen wir in diesem Workshop Wort-Ungetümen wie „Gender“, „Queerness“ u.a. auf die Schliche zu kommen. Wir wollen gemeinsam herausfinden, wir dazu beitragen können, dass wir alle auch im Geschlechterverhältnis diskriminierungsfrei ohne Angst verschieden sein können.
Freitag, 20 Uhr, Workshopzelt A

Helene Bucholz: Queer vs. Differenzfeminismus? Zum Generationenkonflikt der Frauenbewegung
Was ist eigentlich «die» Frauenbewegung»? Was wollen «die» Feministinnen überhaupt und hat Feminismus eigentlich immer was mit Männerhass zu tun? Die Frauenbewegung hat sich immer wieder in ihrer Geschichte theoretisch neu konstituiert und hat in der Praxis für immer unterschiedliche Ziele gekämpft. Es beschäftigten sie Generationen-, Herkunfts- und Geschlechterkonflike, aber trotzdem haben sich zum Beispiel jederzeit auch Männer für die Belange des Feminismus eingesetzt.
Die derzeit öffenlich vernehmbare feministische Bewegung in Göttingen ist primär «queer» geprägt: der Differenzfeminismus der Zweiten Frauenbewegung ist out, bei dem Gleichberechtigung bei zugleich festgeschriebener Differenz gefordert wird. Vielmehr orientiert sich die «neue Bewegung«  an akademischen Debatten, die von Begriffen wie «Habitus» oder «Performanz» dominiert werden.
Alte und neue Feministinnen haben sich somit scheinbar nichts mehr zu sagen und während die einen den anderen vorwerfen, sie würden die Unterschiede zwischen Männern und Frauen mit ihrer Politik nur noch mehr verfestigen, heißt es umgekehrt dass die «Queer» Bewegung mit ihrem Dekonstruktivismus alles so gleich macht, dass reale Hierarchien und Herrschaftsstrukturen relativiert werden. Aber vielleicht ist die Schlucht zwischen den Generationen doch nicht so groß und vielleicht gibt es noch immer einige gemeinsame Ziele, die auch nur gemeinsam erkämpft werden können. «Solidarität ist eine Waffe!» – so heißt es seit Jahrzehnten auf linken Plakaten und Veröffentlichungen. Nur gemeinsam können wir etwas erreichen. Und deshalb wollen wir auf dem Antifee eine Diskussion zwischen den unterschiedlichen Ansätzen der Frauenbewegung anregen und nach Gemeinsamkeiten suchen.
Nach einem kurzen Input zur Geschichte der Frauenbewegung und einer kleinen Einführung in einige zentrale Begriffe der theoretischen Debatte wird es eine Podiumsdiskussion zwischen den Vertreter*innen der verschiedenen Strömungen geben, aber auch das Publikum ist herzlich eingeladen sich aktiv an dem Gespräch zu beteiligen.
Samstag, 20 Uhr, Workshopzelt B

Michael Barthel: Antisemitismus in der DDR und die Linke
Obwohl zum Thema Antisemitismus in der DDR ein wissenschaftlicher Diskurs existiert, wurde es in der Öffentlichkeit der Bundesrepublik lange nicht zur Kenntnis genommen. Auch die Diskussionen um einen Antisemitismus von links fokussierten sich eher auf Ereignisse in Westdeutschland und blendeten die DDR aus. Jedoch ist seit einiger Zeit ein Änderungsprozess zu beobachten. So wird dem Thema seit dem Jahr 2007 verstärkt mediale Aufmerksamkeit gewidmet. Hauptgrund hierfür ist eine Ausstellung mit dem Titel „Das hat’s bei uns nicht gegeben!“ – Antisemitismus in der DDR. Diese Ausstellung wurde kontrovers diskutiert. Auch Medien mit linkem Selbstverständnis beteiligten sich an der Diskussion. Ziel dieses Workshops ist es, zunächst einen kurzen Einstieg in das Thema Antisemitismus in der DDR zu geben und anschließend den Umgang hiermit seitens der Linken zu diskutieren.
Samstag, 14.30 Uhr, Workshopzelt B

Katharina Wesenick: prekär, befristet, unterbezahlt, austauschbar!? Die Situation von Frauen im Niedriglohnsektor
Der Niedriglohnsektor ist in den letzten 5 Jahren auf 5 Millionen Menschen angewachsen, ca. 70 % davon sind „Frauen“: der neoliberlale Krisenkapitalismus ist also (auch) materiell alles andere als geschlechtsneutral. Dabei übt diese Entrechtung und Verarmung Druck auf noch bestehnde „sichere“ und „(relativ ) gute“ Arbeitsverhältnisse aus, so dass eine Solidarisierung mit prekär Beschäftigten eigentlich im Interesse aller Lohnarbeitnehmer_innen sein sollte. In diesem kurzen Input- Referat geht es um eine Bestandsaufnahme der Zonen „weiblicher“ Arbeitsverhältnisse als Orte der weitestgehenden Entsicherung, in denen Druck, Einschüchterung und Angst das tägliche Leben eines Großteils der Lohnarbeiterinnen bestimmen. Als Beispiel wird der lokale Einzelhandel beleuchtet. In einer anschließenden Diskussion werden wir Widerstands-und Solidaritätsperspektiven diskutieren.
Katharina Wesenick ist ver.di Sekretärin für den Fachbereich Handel.
Freitag, 18.30 Uhr, Workshopzelt B

AG „Shoah im Spielfilm“ und OLAfA: Die Shoah im Spielfilm
Wie das Unvorstellbare auf die Leinwand kommt
Immer mehr Spielfilme über die nationalsozialistische Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden sind in den vergangenen Jahren produziert worden. Was 1978/79 mit der amerikanischen Fernsehserie „Holocaust“ begann, findet seit den 90er Jahren in immer schnellerer Folge seine Fortsetzungen – von „Schindlers Liste“ über „Das Leben ist schön“ bis zu „Der Junge im gestreiften Pyjama“. Welche Rolle spielen derartige publikumswirksame Filme bei der Erinnerung an die Shoah? Welches Bild der NS-Vergangenheit wird dabei gezeichnet? Und ist die Darstellung des Unvorstellbaren überhaupt angemessen möglich? Um diese Fragen wird es in der Veranstaltung gehen. Nach einem einleitenden Vortrag über den Zusammenhang von Filmen und Geschichtspolitik in Deutschland, über die Frage nach Filmen als möglichem Medium der Geschichtsvermittlung und einigen grundsätzlichen Überlegungen zur Darstellbarkeit der Shoah sollen Filmausschnitte gemeinsam kritisch diskutiert und analysiert werden.
Freitag, 17 Uhr, Workshopzelt A

Ausstellung: Geschichte der Homosexuellenbewegung in der BRD
Was in der deutschen Medienöffentlichkeit an aktuellen Anstrengungen der „homosexuellen Bürgerrechtsbewegung“ Aufmerksamkeit bekommt, ist zumeist einzig der Kampf um die so genannte „Homo-Ehe“. Keine andere Forderung wurde seit den 1990er Jahren so sehr durch führende konservative Schwulen- und Lesbenverbände (vorrangig der LSVD und viele weitere Verstrickungen mit Volker Beck) so sehr vertreten, wie die rechtliche Gleichstellung homosexueller mit heterosexuellen Zweierpaaren, die heiraten möchten. Die Schwulen- und Lesbenbewegung hatte allerdings seit ihren Anfängen viel mehr gefordert als das. Eine grundsätzliche Ablehnung heterosexueller Vormachtstellung und sexistischer Geschlechterhierarchien gehörten in weiten Teilen ebenso zu einem homopolitischen Konsens wie eine ständige Auseinandersetzung mit anderen Herrschaftsverhältnissen, etwa Rassismus oder Antisemitismus. Es wurde darum gekämpft, der heterosexuellen Mehrheitsgesellschaft homosexuelle Standpunkte gegenüber zu stellen, nicht darum, sich den Heten anzubiedern indem man sie kopiert. Heutige politisch queer oder homosexuell Bewegte haben oftmals – so scheint es – ein nur marginales Interesse an homosexueller Bewegungsgeschichte. Allerdings sind viele lesbische und schwule Selbstverständlichkeiten ohne die Schwulen und Lesben der 70er und 80er Jahre undenkbar. Viele Standpunkte, die queere Gruppen scheinbar neu erfinden, wurden bereits durch die Schwulen- und Lesbenbewegung ausgesprochen und umkämpft.
Gegen das Vergessen schwuler und lesbischer Geschichte und für eine weiterführende emanzipatorische Politik soll diese Ausstellung einen nur kurzen Einblick in die Geschichte der Homosexuellenbewegung in der BRD geben. Damit soll der Anreiz gegeben werden, sich weiter mit der Geschichte der Bewegung auseinanderzusetzen. Nur mit einem Bewusstsein über jene, auf deren Aktivismus und Kampf unser heutiger Kampf und moderne Theorien zur Homosexuellenemanzipation aufbauen, kann progressive homosexuelle und queere Politik gemacht werden.
Diese Veranstaltung findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe „queerschnitt – perverse Politik, Geschichte und Praxis“ der LesBiSchwulen Hochschulgruppe Göttingen – homo, bi, trans*, inter an der uni statt.

Buchvorstellung: „Gemachte Differenz – Kontinuitäten biologischer »Rasse«-Konzepte“
Das Konzept der „Rasse“ wird seit einigen Jahren in den Biowissenschaften wieder vermehrt verwendet. Dies findet konträr zu den unzähligen Kritiken statt, die einen Bezug auf den Begriff eigentlich ausschließen sollten. Mehr noch: der Boom der Genetik hat zudem neue Formen der biologischen Unterscheidung von Menschen entlang von „Rasse“ produziert. Zwar weisen die Sozialwissenschaften darauf hin, dass rassifizierte Unterschiede immer häufiger mit „kulturellen Differenzen“ begründet werden, gleichzeitig sind jedoch biologische „Rasse“-Modelle weiterhin virulent. Dies macht eine kritische Analyse und Diskussion dazu dringend notwendig. Die Autor_innen dieses Bandes beschäftigen sich mit wissenschaftlichen „Rasse“-Konzepten in ihrer historischen Entwicklung vom Kolonialismus bis in die Gegenwart. Sie untersuchen die Konjunktur rassistischer Forschungsprojekte in den heutigen Biowissenschaften sowie die wissenschaftliche Herstellung dieser Konzepte. Wichtige Bezugspunkte sind dabei die sozialkonstruktivistische sowie postkoloniale Theorie, die kritische Weißseinsforschung, die feministische Naturwissenschaftskritik und Ansätze der Wissenschaftssoziologie. Der Band gibt damit einen Überblick über die Kritik an Kontinuität, Reetablierung und Modernisierung von „Rasse“ in den biowissenschaftlichen Disziplinen.
Herausgegeben von der AG gegen Rassismus in den Lebenswissenschaften
Freitag, 18.30 Uhr, Workshopzelt A

Kritik im Handgemenge: Die sexuelle Revolution der 68er, ihre Folgen und ihre Kritiker 
Danach gefragt, um was es den 1968 den rebellierenden Jugendlichen eigentlich ging, lautet die Antwort von Zeitzeugen und ihre Nachfahren wie aus einem Munde:”Sexuelle Befreiung!”
Doch von was wollten die “68er” die Sexualität eigentlich befreien? Haben sie wirklich das erreicht, was sie wollten und rannten sie eventuell gar offene Türen ein? Wie verhält sich das Protest gegen die überkommenen Normen zum neuen “neoliberalen” Arbeitsethos mit seinen “Ich-AGs” und “Selbstmanagement”? Was kritisieren eigentlich die ‘68er-Hasser von links und rechts wie Jürgen Elsässer und Michel Houellebecq an den Folgen der sexuellen Revolution – und warum hört sich die Kritik aus den beiden Lagern so verdammt ähnlich an? Was hat es mit den Klagen über die Omnipräsenz des Sexuellen seit 1968 auf sich?
Samstag, 18 Uhr, Workshopzelt B

Benjamin Fuchs: Geschlecht und Nationalismus im Fußball
In alltäglichen Diskussionen wird Fußball immer wieder als „unpolitisch“ beschrieben, denn angeblich handelt es sich bei dieser globalen Sportart um ein Spiel, bei dem 22 Personen einem Ball hinterherlaufen, um ihn letztendlich ins Tor zu schießen. Gleichzeitig wird Fußball als naturwüchsige „Männersache“ aufgefasst. In den sich ständig wiederholenden Massenzeremonien, Ritualen und Praxen auf dem Spielfeld, den Tribünen, den Straßen und vor den Fernsehern werden beispielsweise zu „weiche“ Spieler als „Schwuchtel“ oder als „Frau“ beschimpft. So lässt sich an dieser Stelle nach den Formen und Ausprägungen von Gender im Fußball fragen? Wie zeigt sich „männliche Hegemonie“ im Fußball und gibt es eine „hegemoniale Männlichkeit“, die als Norm für gesellschaftliche Praxen in dieser Sportart anzusehen ist?
Des weiteren zeigt sich spätestens seit der WM 2006, als die euphorisierte deutsche Nation fahnenschwenkend und mit allerlei schwarz-rot-goldenen Accessoires ausgestattet in die Fußballstadien und auf die öffentliche Plätze stürmte, dass beim Fußball eine „nationale Vergemeinschaftung“ stattfindet. Mit viel Freude wurde auch eine zunehmende Partizipation von Frauen an diesem Bekenntnis zur Nation festgestellt.
Es lässt sich also nach der Verquickung von Nationalismus und Sport fragen? Welche Prozesse der nationalen Vergemeinschaftung finden statt? Ist die Welt bei Sportgroßereignissen zu „Gast bei Freunden“? Diesen und anderen Fragen soll nachgegangen sowie Aspekte und Prozesse der „nationalen Vergemeinschaftung“ und der „geschlechtsspezifischen Vergesellschaftung“ im Fußball als auch mögliche Praxisformen sollen diskutiert werden.
Benjamin Fuchs ist in der Projektgruppe Nationalismuskritik aktiv
Samstag, 14.30 Uhr, Workshopzelt A

Jürgen Albohn: Entstehung, Bedeutung und Struktur von Nationalstaaten
In diesem Grundlagenvortrag geht es zum einen um die historische Entstehung von Nationen und Nationalstaaten sowie um die verschiedenen Formen von Nationen und Nationenbegriffen (populär-demokratisch vs. völkisch-nationalistisch). Dies wird an prototypischen Beispielen wie Frankreich, Lateinamerika einerseits, sowie Deutschland andererseits skizziert. Es wird deutlich werden das diese Reinformen entlang der Entwicklung von sozialen Kämpfen räumlich und zeitlich auch oszillieren und zumindest partiell ineinander übergehen können.
Es geht zum anderen um die prinzipielle Wechselwirkung von Nationen mit der ökonomisch-kapitalistischen Substruktur der in Nationalstaaten gespaltenen Weltgesellschaft. Die Virulenz der Nationalstaaten als wirkungsmächtiges Konzept ist nur so richtig zu verstehen. Dies gilt bis heute auch wenn beispielsweise das deutsche „Vaterland“ zum „Standort“ mutiert ist und das postmoderne sozio-kulturelle Muster der metropolitanen Gesellschaften, der Kapitaldynamik einen modifizierten Rahmen steckt.
Der Vortrag richtet sich incl. aller Begriffserläuterungen gerade auch an Leute ohne Vorkenntnisse.
Freitag, 20 Uhr, Workshopzelt B

StadtRadio Göttingen: Radio machen!
Das Stadtradio Göttingen begleitet mit euch das Antifee-Festival. Ihr seit herzlichst eingeladen, das Festival aus eurer Sicht zu schildern. In kurzen Workshops bekommt ihr das nötige Handwerkszeug, um einen eigenen kurzen Radiobeitrag zu realisieren. Die gesammelten Beiträge werden dann im StadtRadio Göttingen ausgestrahlt.
Ein Workshop am Freitag und zwei am Samstag. Maximale Teilnehmer*innenzahl: jeweils 10.
Freitag, 17.30 Uhr; Samstag 14.30 Uhr & 18.00 Uhr, Workshopzelt C

Film: Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt
Regisseur: Rosa von Praunheim, Erscheinungsjahr 1971
Die Kritik innerhalb des Films richtet sich nicht gegen fremde Unterdrücker, sondern gegen das eigene Lager. Die Situation, in der der Homosexuelle lebt, ist hausgemacht: das ist die These des Films. Verwirrung, Empörung, Bestürzung im Schwulenlager war die Folge, aber auch Bewegung, Aktion, coming out und Solidarität. Rosas Film „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt“ war 1971 maßgeblich an der Politisierung der Schwulen in der BRD beteiligt. Erste aktivistische Schwulengruppen bildeten sich nach seiner Erstausstrahlung, so dass auch interne Debatten und Streits zu schwuler Politik und schwulen Standpunkten möglich wurden.
Die Aufführung des Films im deutschen Fernsehen wurde zum Skandal. Der WDR, der den Film in Auftrag gegeben hatte, war der einzige Sender, der den Film ausstrahlte. Die vorgesehene parallele Aufführung beim ARD wurde kurzfristig abgesagt. Die ARD strahlte den Film ein Jahr später aus, Bayern schaltete sich daraufhin aus dem Programm aus.
Diese Veranstaltung findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe „queerschnitt – perverse Politik, Geschichte und Praxis“ der LesBiSchwulen Hochschulgruppe Göttingen – homo, bi, trans*, inter an der uni statt.
ZHG 003, 16 Uhr

Roger Behrens: Das Spektakel der gekränkten Narzissten
Nationale, post- und antinationale Züge des gegenwärtigen Gesellschaftscharakters
In linken Theorien wird derzeit zweierlei diskutiert: Einerseits das vermeintliche Verschwinden von Nationalstaat und damit auch von Bewusstseinsformen nationaler Identität, andererseits die Wiederkehr eines Nationalismus bürgerlich-konservativer Prägung. Tatsächlich zeigen sich heutige Phänomene des Nationalen keineswegs konsistent oder homogen; das, was ideologisch als nationale Identität allenthalben vorgeschlagen wird, ist so fragmentarisch und flexibel wie gegenwärtige ideologische Muster der Identität überhaupt. Dabei ist dennoch unverkennbar, mit welcher Aggressivität diese disparaten Varianten des Nationalismus durchgesetzt werden, auch wenn diese zunächst unter dem Vorzeichen von Sport, Spaß und Spiel inszeniert werden. Anhand dessen, was in diesem Sinne als neuer Nationalismus bezeichnet werden könnte, soll die Aktualität der Kritik des Gesellschaftscharakters ebenso diskutiert werden wie die kritisch-theoretische Diagnose einer Gesellschaft des Spektakels. Insbesondere geht es dabei um die popkulturindustrielle Verschränkung von Nation, Ideologie und dementsprechenden Bildern.
Samstag, 16 Uhr, Workshopzelt B

Antifa Neukölln: Antifa & Männlichkeit
Was ist über­haupt Männ­lich­keit? Was macht An­ti­fa-Po­li­tik aus und wieso ist sie an so vie­len Punk­ten be­son­ders bei jun­gen Män­nern be­liebt? Warum gibt es auch in der An­ti­fa Un­ter­drü­ckungs­ver­hält­nis­se? Die Ge­sprächs- und Ent­schei­dungs­struk­tu­ren und die Aus­rich­tung der An­ti­fa-Po­li­tik ge­hö­ren auf den an­tis­e­xis­ti­schen Prüf­stand. Wir reden über Sym­bo­le und Idole, um Tü­cken der all­täg­li­chen An­ti­faar­beit, samt Hel­den­tum und Re­vier­ver­hal­ten. Un­ter­drü­ckungs­me­cha­nis­men schaf­fen sich aber nicht von selbst ab, nur weil sie viel­fach in Dis­kus­sio­nen er­kannt und be­nannt wer­den. Es geht also um die Ent­wick­lung neuer Per­spek­ti­ven und um kon­kre­te Um­set­zungs­möglich­kei­ten.
Samstag, 18 Uhr, Workshopzelt A

Film: Tote Schwule – Lebende Lesben
Regisseur: Rosa von Praunheim, Erscheinungsjahr: 2008
Waren die 1980er Jahre noch von einer starken politischen Schwulenbewegung mit geprägt, so finden sich heute kaum noch politisch aktive Schwule. Die aktuelle Homosexuellenbewegung und Queer-Bewegung wird vielmehr zu einem Großteil von Lesben und Trans*Menschen geprägt. Die Schwulen erscheinen vielfach wieder politisch passiv wie zu Beginn der 70er Jahre.
Rosas „Tote Schwule – Lebende Lesben“ zeigt Portraits einiger Schwuler und Lesben. Die Schwulen in seinem Film sind allesamt mittlerweile verstorben und waren KZ-Überlebende. Die Lesben hingegen sind generationenübergreifend politisch und sexuell aktiv.
In einem Kontrastprogramm wird zugleich das Dilemma aktueller schwuler Realität aufgezeigt und ein optimistischer Blick auf lesbische Persönlichkeiten gegeben; ohne dabei wertend einzugreifen.
Diese Veranstaltung findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe „queerschnitt – perverse Politik, Geschichte und Praxis“ der LesBiSchwulen Hochschulgruppe Göttingen – homo, bi, trans*, inter an der uni statt.